Handwerker sind begehrt – und gerade im Baugewerbe sind die meisten Auftragsbücher übervoll. Die Branche hat also Zukunft: Wir fassen zusammen, was Du beachten musst, wenn Du Dich mit einem der reglementierten Gewerbe selbstständig machen willst.
Handwerk hat goldenen Boden – so sagt man gern. Aber wie bei allen Tätigkeiten gibt es Vor- und Nachteile bei der Selbstständigkeit.
Vorteile
Nachteile
Übrigens: Je nach Handwerksbranche kannst Du auch ein Reisegewerbe – also eine mobile Unternehmertätigkeit – gründen. So kannst Du unter Umständen Kosten und Risiken senken und bist insgesamt flexibler. Auch eine Geschäftsübernahme oder Gründung im Franchise kann gewisse Vorteile – aber auch andere Nachteile – mit sich bringen.
Hier findest Du alle Informationen zum Thema Handwerksbetrieb übernehmen: So ist die Nachfolge erfolgreich!
Wenn Du Dich im Handwerk selbstständig machst, musst Du – im Gegensatz zu den sogenannten freien Gewerben wie z.B. im Handel – zusätzlich zu den allgemeinen Voraussetzungen noch besondere Zugangsvoraussetzungen erfüllen: Daztu gehört der entsprechende Befähigungsnachweis bzw. ein rechtskräftiger Bescheid über das Vorliegen Deiner individuellen Befähigung und Zuverlässigkeit.
Welcher Befähigungsnachweis in Deinem Wunschgewerbe zu erbringen ist, erfährst Du in der Gewerbeordnung sowie in der Befähigungsnachweisverordnungen der einzelnen reglementierten Gewerbe. Dort können – abhängig vom Handwerk – spezielle Prüfungen, schulische Ausbildungen, eine erfolgreich abgelegte Meisterprüfung sowie Praxiszeiten oder Kombinationen davon vorgeschrieben sein.
Wenn Du eine Selbstständigkeit anstrebst, sind folgende Fragen zu klären:
Anschließend kannst Du den Betrieb bei der Handwerkskammer (ggf. auch IHK) anmelden und in die Handwerksrolle eintragen lassen. Auch die Anmeldung beim Gewerbeamt und der zuständigen Berufsgenossenschaft kann nun erfolgen. Das Finanzamt wird sich danach ebenfalls bei Dir melden.
Bevor Du Dich selbstständig machst, musst Du wissen, was alles zur Existenzgründung dazugehört. Der Businessplan ist dabei ein unverzichtbarer Teil der Planung: Er dient dazu, Deine Idee zu konkretisieren sowie Investoren, Fördermittelstellen oder Kreditgeber zu überzeugen. In den ersten Jahren ist er überdies der “Fahrplan”, nach dem Du Dein Unternehmen führen kannst. Er umfasst
Auch über Absicherung und Altersvorsorge solltest Du Dir Gedanken machen. Hier kannst Du Dir kompetente Hilfe suchen. Ein Existenzgründungsseminar ist keine Voraussetzung, um sich im Handwerk selbstständig zu machen, aber eine gute Möglichkeit, Dich gegen mögliche Stolperfallen abzusichern. Hier findest Du außerdem Tipps, wie Du typische Fehler im Businessplan vermeiden kannst.
Zuerst solltest Du möglichst schnell Interesse für Deine Geschäftsidee wecken: Fasse so kompakt wie möglich die wichtigsten Punkte zusammen und präsentiere Dein Konzept kurz und bündig. Was bietest Du? Was unterscheidet Deinen Betrieb von Mitbewerbern? Wo willst Du tätig sein? Wie viele Mitarbeiter wirst Du beschäftigen? Das sind die wichtigsten Fragen, die Deine Einleitung beantworten sollte. Erst danach gehst Du weiter ins Detail.
Stell Dir diesen Teil wie eine klassische Bewerbung vor: Hier geht es um Dich. Warum willst Du Dich als Handwerker selbstständig machen und welche Qualifikationen/Fähigkeiten werden Dir zum Erfolg verhelfen? Beschreibe Deinen Werdegang mit allen Fakten, die für Deinen zukünftigen Betrieb relevant sind (dazu gehören Ausbildung, Weiterbildungen, Meisterprüfung, Berufserfahrung und Führungsverantwortung).
An dieser Stelle kannst Du ausführlich vorstellen, welche Leistungen Du anbietest und wie deren Umsetzung konkret erfolgen soll. Besonders interessant sind hier auch die genauen Betriebsabläufe sowie die Umsetzung branchenspezifischer bzw. gesetzlicher Richtlinien (z.B. Hygienebestimmungen oder Gefahrgutlagerung). Auf welche Anforderungen Du speziell achten musst, erfährst Du bei der Handwerkskammer.
Bestimme als nächstes Deine realistischen Erfolgsaussichten für die Existenzgründung in Deiner Region. Folgende Fragen solltest Du klar beantworten können:
Wer ist Deine Zielgruppe?
Welcher Bedarf besteht für Deine Leistungen?
Gegen welche Konkurrenz trittst Du an?
Ausgehend von Deiner Zielgruppenanalyse entwickelst Du in diesem Schritt ein schlüssiges Modell, um neue Kunden zu gewinnen, zu betreuen und langfristig an Deinen Betrieb zu binden.
Wie in jeder Branche nützt die beste Geschäftsidee nichts, wenn Du keine Kundschaft hast. Überlege also, wie Du einen Kundenstamm aufbauen kannst und welche Wege zur Kundenakquise sinnvoll sind.
Dabei unterschieden sich die Anforderungen je nach Branche: Während Bäcker:innen und Friseur:innen von Stammkunden profitieren, brauchen Handwerker:innen im Bereich Sanierung und Reparatur immer wieder Neukunden – oder langfristige Wartungsverträge.
Welche Rechtsform soll Dein Betrieb haben? Hier spielt die Höhe des verfügbaren Stammkapitals und die Anzahl der Gründer ebenso eine Rolle wie die Frage, ob Du mit oder ohne Haftungsbeschränkung gründen willst.
Die typischen Unternehmensformen im Handwerk sind:
Hier findest Du eine Übersicht zu möglichen Gesellschaftsformen.
An dieser Stelle stellst Du Deine interne Organisationsstruktur vor. Dazu gehören Hierarchiestufen, Verantwortungsbereiche und Mitarbeiterzahlen.
Berechne mit realistischen Zahlen das benötigte Gesamtkapital für Deine Firmengründung. Dabei fließen sämtliche Kosten ein, die einmalig oder regelmäßig anfallen, wie z.B.
In diesem Abschnitt beschreibst Du, wie Du das nötige Kapital aufbringen willst. Liste vorhandenes Eigenkapital auf und nenne angestrebte Kreditrahmen sowie mögliche Fördergelder. Dabei zählt erst einmal nicht, ob Kredite oder Subventionen bereits zugesagt sind – wichtig ist, dass Du alle Optionen zur Finanzierung kennst und – wenn möglich – nutzt. In unserem Blogbeitrag erfährst Du, welche Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung Du in Erwägung ziehen kannst.
Berechne die voraussichtlichen Umsätze für die nächsten drei bis fünf Jahre und gib eine realistische Einschätzung, wann der Break-Even-Point – also der Gleichstand von Kosten und Einnahmen – erreicht werden kann.
Dazu gehört auch die Risikoanalyse: Liste die Stärken und Schwächen Deiner Geschäftsidee auf. Was unterscheidet Dich positiv von der Konkurrenz? Hast Du besondere Qualifikationen oder Leistungen anzubieten? Was unternimmst Du, wenn Aufträge ausbleiben? Was sind sonstige Schwachstellen und wie wirst Du diese ausgleichen? Beleuchte Herausforderungen und Gefahren und erkläre, wie Du diesen effektiv begegnen wirst.
Je nach (Dienst-)Leistung Deiner Firma, musst Du ggf. bestimmte Kenntnisse und Zertifikate nachweisen – z.B. Gewerbeberechtigung und Gewerbeschein.
Wenn alle Unterlagen inkl. Gewerbelizenz beisammen sind, kannst Du Dein Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt anmelden. Möglicherweise wird hier auch noch einmal Einblick in den Finanz- und Businessplan verlangt. Nach der Gewerbeanmeldung erhältst Du dann den Gewerbeschein, der die erfolgreiche Anmeldung bestätigt.
Das Finanzamt wird anschließend automatisch vom Gewerbeamt informiert: Die Unterlagen zur Erfassung Deine steuerlichen und persönlichen Verhältnisse erhältst Du also per Post und ohne weitere Schritte Deinerseits.
Als Gewerbetreibender bist Du zudem zur Mitgliedschaft bei der Handwerkskammer (HWK) verpflichtet.
Wichtig: Nicht für alle Tätigkeiten ist eine Gewerbeanmeldung nötig.
Als Einzelunternehmer:in mit einem Jahresumsatz unter 700.000 Euro kannst Du Dich zudem freiwillig ins Firmenbuch eintragen lassen – erst darüber hinaus wird der Eintrag verpflichtend. Generell einzutragen sind dagegen alle Kapitalgesellschaften (GmbH, AG), Personengesellschaften (OG, KG) und Genossenschaften.
Um den Betrieb aufzunehmen, musst Du Deinen Handwerksbetrieb auch bei den örtlichen Versorgern für Strom, Gas, Wasser, Müllabfuhr etc. anmelden.
Hier musst Du mit zwei verschiedenen Kostenarten rechnen:
Je nach Handwerk und Region können diese Kosten stark variieren.
Beim Gründerservice der WKO kannst Du viele Informationen nachlesen, den Online-gründerguide nutzen oder Dich beraten lassen.
Bei der Gründung und im alltäglichen Betrieb bist Du als Selbständige:r deutlich mehr Risiken ausgesetzt als im Angestelltenverhältnis. Du solltest Dich also ausreichend absichern, denn eine Schadenersatzklage oder ein teurer Rechtsstreit könnten im schlimmsten Fall sonst sogar das Ende Deiner Existenz bedeuten.
Aus betrieblicher Sicht ist es dabei wichtig, den tatsächlichen Versicherungsbedarf zu ermitteln. Je nach Branche können unterschiedliche Versicherungen notwendig sein. Dazu gehören etwa
Viele Versicherungen oder -agenten bieten hier eine kostenlose Bedarfsanalyse an.
Als selbstständige:r Unternehmer:in brauchst Du einige Kompetenzen:
Neben den handwerklichen Fertigkeiten sind die kaufmännischen Fähigkeiten besonders wichtig: Diese benötigst Du nicht nur, um den Businessplan inklusive Finanzplanung zu erstellen. Du brauchst sie auch für erfolgreiche Gespräche mit Handwerkskammern, Ämtern, Geldgebern und Kunden.
Auch ein gewisses Startkapital ist vorteilhaft. Denn im Unterschied zum Handel oder den meisten Dienstleistungen musst Du im Handwerk in Vorkasse gehen: Du erbringst zuerst die Leistung, stellst – danach oder abschnittweise – eine Rechnung und erhältst dann erst Dein Geld. Bei manchen Kunden musst Du obendrein lange warten, bis Rechnungen beglichen werden. Genügend Puffer zur Vorfinanzierung solltest Du also einplanen.
Prüfe in jedem Fall ehrlich Deine Eignung zum selbstständigen Unternehmer – und such Dir kompetente Unterstützung durch Steuerberater:innen, die Handwerkskammer, Existenzgründundungsberater:innen oder Fortbildungen des Arbeitsamts.
Damit alles glattläuft, wenn es wirklich losgeht: Teste jetzt das ready2order Kassensystem – natürlich kostenlos.
Sabine Amler
Senior Content Manager
Als gelernte Buchhändlerin kennt Sabine beide Seiten der Ladentheke. Dieses Know-how verbindet sie mit langjähriger Erfahrung im Bereich SEO und Marketing.
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