Gründung

Unternehmensnachfolge oder Neugründung? Vorteile und Nachteile im Vergleich

time-clockLesedauer: 3 Min. | Zuletzt aktualisiert: 1.31.2024

Wer sich selbstständig machen will, kann einen eigenen Betrieb gründen oder ein bestehendes Unternehmen im Rahmen einer Unternehmensnachfolge übernehmen. Doch was ist besser? Bei einer Neugründung baust Du alles selbst auf – bei einer Unternehmensnachfolge übernimmst Du einen bestehenden Betrieb mit Bestandskundinnen und -kunden, Inventar und Abläufen. Beides hat Vor- und Nachteile – und die wollen wir in diesem Beitrag unter die Lupe nehmen.

Gründungsvorteile sind Übernahmenachteile

Tatsächlich begründen die Vorteile der einen Option immer auch die Nachteile der anderen – und das gilt für beide Fälle.

Die Vorteile einer Neugründung liegen auf der Hand: Unternehmer:innen können einen neuen Betrieb ganz nach eigenen Vorstellungen aufbauen. Sie können Ideen verwirklichen und alle Faktoren von Standort über Prozessentwicklung bis hin zu Kleinigkeiten wie der Einrichtung beeinflussen. Innovation, Flexibilität und eine “schlanke” Basis (d. h. meist wenig Mitarbeiter:innen und wenig Anlagevermögen) machen es möglich, sich an Markt und Trends anzupassen. Außerdem braucht eine Neugründung in der Regel weniger Kapital als eine Übernahme.

Die Nachteile der Unternehmensnachfolge spiegeln diese Vorteile umgekehrt: Mit dem Betrieb übernimmt man das bestehende Fundament – dazu gehören neben Maschinen und Einrichtung auch Mitarbeiter:innen, Kunden und Kundinnen sowie Lieferanten. Und alle sind an Vorgaben der Vorbesitzer gewöhnt. Um Vertrauen zu erwerben und langjährige Prozesse zu verändern, braucht es Zeit und Energie. Und jeder Nachfolger wird an der Leistung seiner Vorgänger gemessen. Außerdem braucht es oft deutlich mehr Kapital als bei einer Neugründung, denn ein bestehender Betrieb mit einem Stab an Mitarbeiter:innen, Maschinen und ggf. Lagerbeständen hat natürlich einen höheren Gegenwert als eine Neugründung nach Maß.

Zu prüfen ist ebenso, ob sich das Unternehmen überhaupt für eine Übernahme eignet: Ein veraltetes Produktsortiment oder veraltete Leistungen, starre und ineffiziente Abläufe, unzeitgemäße Standards oder fehlende Investitionen in können einen erfolgreichen Neustart erschweren oder sogar verhindern.

Übernahmevorteile sind Gründungsnachteile

Bereits erwähnt: Was der Vorteil einer Übernahme ist, kann im Fall einer Gründung ein Nachteil sein. Hier ist besonders Folgendes zu beachten:

Ein bestehendes Unternehmen hat sich bereits am Markt etabliert. Hier kannst Du schon vorab sehen, ob “der Laden läuft”: Die Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen der Vorjahre geben Auskunft über die bisherige Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und bieten zugleich eine verlässliche Basis für die Zukunftsplanung. Idealerweise existiert bereits eine feste Stammkundschaft, es gibt verlässliche Zulieferer:innen und auch die Mitarbeiter:innen sind bereits aufeinander eingespielt. Du kannst also bei allem auf bestehende Erfahrungen aufbauen. 

Im soliden Falle hast Du aber vor allem einen wesentlichen Vorteil: Cashflow. Denn bei einer Unternehmensnachfolge ohne Unterbrechung werden von Beginn an Umsätze erzielt. Geld, das Du in Neuanschaffungen etc. investieren müsstest, kann also stattdessen in Modernisierungsmaßnahmen und das laufende Geschäft fließen.

Eine Nachfolge bedeutet natürlich nicht, dass alles bleiben muss, wie es war. Im Gegenteil ist es oft von Vorteil, frischen Wind und eigene Visionen ins Unternehmen zu bringen. Setze neue Impulse, finde neue Perspektiven und bringe Lösungsansätze mit. Schwachpunkte und Potenziale wollen aufgedeckt, Produkte idealerweise verbessert werden, und im Zusammenspiel mit bereits vorhandenen Stärken und Erfahrungen im Unternehmen sind oft messbare Verbesserungen möglich.

Da ist die Neugründung schon schwieriger. Sich auf dem Markt zu etablieren, ist in der Regel die größte Herausforderung für ein neues Unternehmen – da kann die Idee noch so innovativ und überzeugend sein. Und auch der Aufwand ist oft alles andere als gering. Denn "Alles neu" bedeutet, dass Du alles von null aufbauen musst. Man muss den Businessplan erstellen (und dabei typische Businessplan Fehler vermeiden), Anmeldungen vornehmen und von Marketing bis Buchhaltung alles aus dem Nichts beginnen. Viel Arbeit und viel Ungewissheit. Oft sind in der Anfangsphase lange Durststrecken zu überwinden und es entstehen Mehrausgaben (und oft genug auch weniger Einnahmen als erhofft). Als Existenzgründer:in braucht es starke Nerven und vor allem ausreichend Eigenkapital, um ein Unternehmen dauerhaft und erfolgreich am Markt zu platzieren.

… und was ist nun besser?

Ob Du Dich für eine Nachfolge oder eine Neugründung entscheidest, hängt nicht nur von den Vorteilen und Nachteilen ab, sondern auch von weiteren Faktoren:

  • Gibt es überhaupt eine Option auf Nachfolge? 
  • Ist das betreffende Unternehmen für eine Übernahme geeignet?
  • Was sagt Dein Bauchgefühl? Alles neu – oder willst Du lieber auf Erfahrung setzen?

Die Aufgaben und Möglichkeiten für den Neustart sind bei beiden Varianten unzweifelhaft spannend und vielfältig. Wer ein eher traditionelles Geschäftsmodell mit innovativen Elementen verbinden möchte, kann durch eine Übernahme die unsichere Anfangsphase absichern und das Unternehmen Schritt für Schritt innovativ entwickeln. Eine offene Unternehmenskultur und flexible Mitarbeiter:innen sind dafür die Grundvoraussetzung – andernfalls ist eine Neugründung möglicherweise vielversprechender.

sabine

Sabine Amler

Senior Content Manager

Als gelernte Buchhändlerin kennt Sabine beide Seiten der Ladentheke. Dieses Know-how verbindet sie mit langjähriger Erfahrung im Bereich SEO und Marketing.

Zum Thema passende Artikel

Mehr anzeigenarrow
time-clockLesedauer: 3 Min. | 9.7.2023
time-clockLesedauer: 4 Min. | 5.25.2023
time-clockLesedauer: 4 Min. | 3.24.2023