Was sind Materialgemeinkosten? Hier handelt es sich um eine Kostenart, deren Aufwendungen sich keinem bestimmten Produkt zuordnen lassen. Mithilfe der Materialgemeinkosten kannst Du allerdings die wirtschaftliche Situation Deines Betriebs besser einschätzen und weitere Entwicklungen bzw. Investitionen planen. Sind die MGK zu hoch, können sie beispielsweise durch Veränderungen im Betriebsablauf optimiert werden.
Kurz: MGK beantworten die Frage, wie rentabel Deine Produktion ist. Daher ist es besonders wichtig, diesen Faktor zu kennen und zu dokumentieren.
Es gibt viele verschiedene Materialgemeinkosten, doch alle Kostenarten der MKG sind insofern ähnlich, dass sie a) für die Herstellung der Produkte eines Unternehmens notwendig sind, aber b) keinem eindeutigen Kostenträger zugeordnet werden können.
Ein Autoreifenhersteller weiß etwa genau, in welcher Höhe Kosten für den Einkauf von Gummi oder Alu für eine bestimmte Anzahl Reifen einer bestimmten Serie anfallen. Die Miete für sein Lager wird jedoch unabhängig von der Anzahl der hergestellten Reifen fällig und muss entsprechend den jeweiligen Gesamtkosten der verschiedenen Enderzeugnisse zugeschlagen werden.
MKG sind jedoch mehr als Lagerkosten. Hier kann es sich um viele verschiedene Kosten handeln, z.B. für
Auch Gehälter und Löhne werden teilweise den Materialgemeinkosten zugeordnet – und teilweise den Materialeinzelkosten:
Die Materialkosten geben eindeutig Auskunft darüber, welche Kosten mit der Produktion einzelner Produkte verbunden sind. Sie setzen sich aus den klar zuordenbaren Materialeinzelkosten und den genannten, nicht klar zuordenbaren Materialgemeinkosten zusammen.
Um die Materialkosten zu berechnen, werden Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten addiert. Welcher Prozentsatz für den entsprechenden Aufschlag angesetzt werden muss, geht z.B. aus dem Betriebsabrechnungsbogen hervor.
Die Materialgemeinkosten werden hier im Zuge der Kostenrechnung (bzw. Kosten- und Leistungsrechnung oder KLR) berechnet. Mithilfe einer Formel und der sogenannten Materialgemeinkostenzuschlagssätze werden die Aufwendungen anschließend auf die verschiedenen Produktgruppen verteilt.
Somit kannst Du als Unternehmer:in herausfinden, wie viel finanzielle Mittel aufgewendet werden müssen, um ein bestimmtes Produkt herzustellen.
Die Berechnung ähnelt der Kalkulation der Gesamtmaterialkosten: Für den Materialgemeinkostenzuschlag werden die Materialgemeinkosten zu einem Bezugsgrößenwert (i.d.R. Materialeinzelkosten) ins Verhältnis gesetzt.
Wichtig: Manchmal müssen die einzelnen Komponenten des Zuschlags auch detaillierter aufgesplittet werden, damit Du eine optimale Übersicht erhältst.
Den Zuschlag kannst Du jedoch nicht beliebig kalkulieren oder gar frei bestimmen: Die Höhe der Materialeinzelkosten sind laut §255 Absatz 2 Satz 2 HGB geregelt. Dazu gehört, dass die kalkulierten Materialgemeinkosten angemessen sein und immer mit Hinblick auf die Bilanz berücksichtigt werden müssen. Diese Regelung gilt auch in Bezug auf den Materialgemeinkostenzuschlag.
Wer noch gar nicht am Markt agiert oder noch nicht lange produziert, kann die Materialgemeinkosten oft schwer einschätzen: Hier braucht es Erfahrung. Oft werden so z.B. lediglich die Herstellungskosten und nicht die Höhe der Selbstkosten berücksichtigt, wenn es um die Materialkosten geht. Um die Preise richtig festlegen und letztlich wirtschaftlich arbeiten zu können, ist es jedoch wichtig, alle Kostenpunkte einzubeziehen.
Doch gerade in der Anfangsphase ist es wichtig, die Preise für die eigenen Produkte oder Dienstleistungen nicht zu niedrig anzusetzen: Denn was vielleicht nach Wettbewerbsvorteil aussehen mag, kann schnell alle Rücklagen verbrauchen und den erfolgreichen Start verhindern.
Mithilfe einer guten Kalkulation kann bei der Preisgestaltung jedoch die jeweilige Preisuntergrenze bestimmt und der optimale Preis ermittelt werden. Als Grundregel gilt dabei, dass durch den Verkauf die Selbstkosten gedeckt werden müssen – und dies ist nur möglich, wenn auch die Materialgemeinkosten exakt einbezogen werden.